Sonntag, 7. Mai 2017

Woche Fünf: Von Chennai nach Bangalore, Goa, Hampi und zurück

Wie bereits im letzten Blogbeitrag angekündigt, bin ich die letzte Woche auf Reise gewesen, von der ich nun berichten möchte. Insgesamt waren wir neun Nächte, also von Freitagnacht bis Sonntagmorgen, unterwegs und machten dabei Halt in Bangalore (eine Nacht), Goa (zwei Nächte) und Hampi (ebenfalls zwei Nächte). „Moment, das sind doch nur fünf Nächte, war nicht im Satz davor von neun die Rede?“ mag sich der aufmerksame Leser denken. Tatsächlich waren wir zwischen den einzelnen Etappen nachts per Bus unterwegs, um noch möglichst viel Zeit vor Ort zu haben, also so effizient und gleichzeitig komfortabel wie möglich zu reisen.

Besagter Park in Bangalore

Zu dritt fuhren wir über Nacht in den erst 1961 der indischen Union beigetretenen Bundesstaat, der zur Hauptsaison ein Paradies für Europäer aller Art, vor allem aber für Israelis und Russen ist. Genau wie Bangalore machte sich auch hier schnell das Gefühl breit, nicht mehr „wirklich in Indien“ zu sein, was in diesem Falle sicherlich an der touristischen Ausrichtung der Orte gelegen haben mag. Nach einer gut zwölfstündigen Busreise erreichten wir die für indische Verhältnisse winzige Hauptstadt Panjim (ca. 40.000 Einwohner), von der aus wir uns weiter bis zu dem kleinen Strandort Anjuna eine gute Stunde nördlich der Hauptstadt durchkämpften. In der brütenden Mittagssonne suchten wir, dort angekommen, nach einer Unterkunft, was allerdings einige Zeit in Anspruch nahm, denn sie sollte ja billig und zugleich ordentlich und sauber sein. Schließlich gaben wir uns mit einer kleinen Hütte in einem Guest House-Komplex zufrieden, es sollte ja nur für zwei Nächte sein.
Danach ging es schnellstmöglich an den Strand! Verglichen mit Europa gibt es sicherlich schönere Strände als Anjuna Beach, aber man muss bedenken, dass es nur in Goa möglich ist, Strandurlaub wie in Europa zu machen (z.B. kann man dort billig und verhältnismäßig einfach Alkohol und Tabak erstehen und auch die Regeln für insbesondere weibliche Badebekleidung sind anders als im Rest Indiens westlich). Anders als in der Hauptsaison war es jedoch eher schwierig, gute Partylocations zu finden – nicht, dass mich das großartig gestört hat –, sodass wir die drei Tage in Goa größtenteils zum Ent- und Ausspannen, zum am-Strand-liegen und Zurücklehnen und Genießen nutzten. Dazu deckten wir uns mit Andenken ein.

Anjuna Beach

Standardbild Indien: Kuh; in Goa: Kuh am Strand

Am Mittwochabend schließlich traten wir, jetzt nur noch zu Zweit, den letzten Teil unserer Reise an: Hampi. Diese im nördöstlichen Karnataka gelegene Stätte ist seit gut dreißig Jahren Weltkulturerbe und wurde vor gut 650 Jahren gleichnamige Hauptstadt des für ca. 200 Jahre bestehenden Reiches von Vijayanagar, das als letztes großes Hindu-Reich Indiens gilt. Rund zweihundert Jahre später wurde Vijayanagar von einer Allianz muslimischer Fürstentümer besiegt und die Hauptstadt geplündert und die Mauern geschliffen. Nichtsdestotrotz sind vor allem ausgesprochen viele Tempelanlagen erhalten geblieben, darunter der noch heute genutzte, jedoch weitaus ältere Haupttempel, der Virupaksha-Tempel, sowie der auf dem Höhepunkt der Macht des Reiches errichtete Vitthala-Tempel. Die Anlage selber ist eingebettet in viele und hohe Granitfelsen und -berge und entsprechend weit sind Tempel- und Gebäudereste verstreut, sodass es einige Zeit in Anspruch nimmt, alles zu besichtigen. Unglücklicherweise hatten wir uns mit dem Mai den heißesten Monat des Jahres ausgesucht, um Hampi zu besuchen, allerdings hatten wir uns beide vorgenommen, unbedingt dorthin zu fahren, sodass uns aufgrund der Dauer unserer Freiwilligendienste und der in Karnataka bald einsetzenden Regenzeit nur der Mai blieb.

Blick von der Nordseite des Flusses auf den Virupaksha-Tempel

Tatsächlich würde ich rückblickend sogar behaupten, dass dieser Zeitpunkt eine ausgezeichnete Wahl war. Zwar erreichten die Temperaturen Höchstwerte von 40°C, aber profitierten wir davon, dass der Fluss deshalb sehr wenig Wasser führte, sodass wir, anders als im Normalfall, diesen zu Fuß überqueren konnten und uns dadurch die Kosten für die Fähre sparten. Wir kamen nämlich nördlich des die Stadt begrenzenden Flusses in einem vom Preis-Leistungs-Verhältnis ausgesprochen hochwertigen Guest House unter, weshalb wir normalerweise gezwungen gewesen wären, wiederholt für eine Überfahrt zu bezahlen. Zudem denke ich, dass wir in der Saison nicht in der Lage gewesen wären, in diesem Guest House, dass uns erst auf der Anreise ein französisches Pärchen empfahl, das auch auf dem Weg dorthin war, ohne vorherige Reservierung zu buchen.

Die Tempelelefantin Lakshmi

Die drei Tage in Hampi waren für mich das Highlight der Reise, die Anlagen wirken wie eine Mischung aus Forum Romanum/Ostia Antica, dem Tal der Könige, den alten mesopotamischen Stadtstaaten, den mesoamerikanischen Hochkulturen und Atlantis, kombiniert mit indischen Statuen, Malereien, Figurinen und Götterbildern. Sich vorzustellen, wie in dieser Landschaft einst bis zu 200.000 Menschen gelebt haben sollen, gibt einem das Gefühl, verschwindend unbedeutend und doch ewig im Sand der Zeit zu sein. Aber all die Imposanz lässt sich nicht wirklich in Worte fassen, selbst mit Bildern nicht wirklich einfangen. Es ist am besten, man sieht es mit eigenen Augen.

Der sogenannte "Sunset Point"; in 90% der Fälle ist der Horizont von aus den Wäldern aufsteigendem Nebel bedeckt

Nun, da ich wieder in meine Gastfamilie zurückgekehrt bin, fällt es mir schwer, daran zu denken, ab morgen wieder arbeiten zu müssen. Ich habe auf der ganzen Reise so viele Eindrücke erhalten, die ich alle erst einmal verarbeiten muss. Aber trotz allem gilt immer:

Don't worry, be Hampi.




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